Showcase IFAS 2024
ID Suisse Day 2024 stand ganz im Zeichen umfassender Kodier-Information
Ein voller Saal im Schloss Laufen am Rheinfall zeigte eindrücklich, wie wichtig Spitäler das korrekte & lückenlose Codieren ihre Leistungen nehmen. Wo viel Komplexität drin steckt & nicht minder viel Optimierungspotenzial für den klinischen Alltag, sind leistungsstarke Codier-Systeme entscheidend.
Ein voller Saal im Schloss Laufen am Rheinfall zeigte eindrücklich, wie wichtig Spitäler das korrekte
und lückenlose Codieren ihrer Leistungen nehmen. Wo viel Komplexität drin steckt und nicht minder
viel Optimierungspotenzial für den klinischen Alltag, sind Know-how und leistungsstarke CodierSysteme entscheidend.
Das zeigte das Beispiel des Inselspitals. Dr. Karen Triep, Dr. Olga Endrich und Dr. Michael Stickel
erläuterten das Zusammenspiel von digitaler Kodierung mit dem Klinikinformations- und Steuerungssystem. Im Insel Data Science Center – Product Line Medizin, wandelte sich das traditionelle Medizincontrolling zu einem veritablen Health Information Management. Es umfasst heute Clinical Decision Support, klinische Dashboards, ein umfassendes Qualitätsmanagement (von der Diagnose bei Eintritt bis zu ungeplanten Wiederaufnahmen), die Pflege aller relevanten medizinischen Register, Unterstützung für die Forschung (für eigene Projekte und als Datenlieferant), die Nutzung verschiedener Kataloge/Terminologien und neu auch die Integration ambulanter Fallpauschalen. All das ist die Basis fürs Optimieren von Kodierung, Fallmanagement, Data Science, Datenmanagement, Business Analytics sowie Business Innovation und Support.
ID Clinical Context Coding
Im Zentrum steht dabei das ID Clinical Context Coding (ID CCC), wobei die Insel auf ID Suisse aufbaut. ID CCC analysiert digitalen und digitalisierten Freitext auf versteckte Leistungen. So rechnen
Spitäler nicht nur zeitnah, sondern auch vollständiger ab. Die ID-Lösung ist ein mehrstufiges Verfahren, das zunächst auf Basis bestehender Daten die Dokumentation prüft und plausibilisiert. In
folgenden Schritten werden klinische Dokumente wie Arztbriefe, OP-Berichte, Laborbefunde und
Befunde automatisch analysiert. Hierfür wird eine Standardterminologie mit moderner NLP-Technologie verwendet, die auch den spezifischen Sprachgebrauch des jeweiligen Hauses berücksichtigt. Im Falle der eMedikation können Informationen für die Dokumentation und Codierung
auch zu Arzneimitteln verwendet werden.
Die Ergebnisse der Datenauswertung werden in den Kontext zu standardisierten Datensätzen wie z.B. BFS-Datensatz gestellt und helfen dabei,
dass schon während des stationären Aufenthaltes, aber auch danach ein hohes Mass an
Abrechnungssicherheit gewährleistet wird. ID Suisse berücksichtigt derzeit mehr als 120 medizinische Klassifikationen und ist in der Lage, neue Ordnungssysteme oder Terminologien
kurzfristig zu integrieren.
Weit mehr als Rückblick – Klarsicht für die Zukunft
In Bern bedeutet das bezüglich Codierdaten: statt retrospektive Analyse für das Rückweisungsmanagement aktuell Nutzung als KIS-nahe Implementierung zur zeitnahen Kodierung und Automatisierung durch Übersetzung diskreter Daten (z.T .regelbasiert, somit voll automatisierbar) sowie schon bald auch Einsatz als Regeleditor zur regelbasierten Ableitung von Kodes aus der Dokumentation (voll automatisierbar) und Nutzung zur retrospektiven Analyse von Texten, auch für Forschungszwecke.
Von grosser Bedeutung ist natürlich auch EPIC, die Digitalisierung entlang der gesamten Patientenreise in einem übergeordneten Informations- und Steuerungssystem (KISS). Im Fokus stehen hier drei Elemente: Ausführungsbestimmungen erläutern, wie die KISS-Prinzipien in Einbezug der geltenden Richtlinien und Konzepte umgesetzt werden. Das Prinzip «Patient First» gibt die unternehmensweiten Interessen vor. Oberste Priorität hat die Patientenorientierung zur Erhöhung der Qualität und Sicherheit. Schliesslich legt das Prinzip «Epic First» fest, dass die Insel Gruppe mit Epic eine Lösung statt x Insel-Lösungen einsetzt und dank dessen die Daten umfassend auswerten kann – vom Datenchaos zum strukturierten Datenmodell, denn eines ist sicher: Strukturierte Daten sind Grundlage für die Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI).
KI wird beim Kodieren an Bedeutung gewinnen
KI wird bei ID Suisse ernst genommen, wie Drazenko Djordjevic, Senior Data Scientist, Team NLP, ID Suisse, betonte. Er sieht den Einsatz in der Verarbeitung natürlicher Sprache (NLP), Bilderkennung und Robotik. Technisch umgesetzt bedeutet das Symbolische KI (Expertensysteme, Wissensrepräsentation), Machine Learning, Bildung Neuronaler Netze / Deep Learning und Generieren von Sprachmodellen (Transformer, LLMs). ID Suisse setzt KI zur Datenvorverarbeitung ein, was Datenanalyse, Erzeugung von Trainings-/ Evaluierungsdaten sowie Aufbau und Pflege Semantischer Netze heisst. Im zweiten Feld des Klinikalltags geht es um die Abschnittserkennung, Textvorverarbeitung, Semantische Analyse (Was, Wo, Warum, Womit?), aktuelle Beurteilung, Verdacht, Ausschluss, Vorerkrankung, Kodiervorschläge, Schlussfolgerungen und Bestimmung der Hauptdiagnose. – Und wieviel KI steckt mittlerweile in einem Kodiervorschlag? – Djordjevic: «Heute überwiegt noch der Anteil natürlicher
Intelligenz, künftig wird jedoch der Anteil des Menschen abnehmen. Es erfolgt eine Verlagerung vom Training von Modellen hin zur Erweiterung von Basismodellen.»
Forschungsdaten direkt aus der Primärversorgung
Darüber berichtete Dr. André Sander, CTO / Mitglied der Geschäftsführung ID Berlin. Die Primärdokumentation enthalte immer die ganze Wahrheit. Sie sei ausserdem jederzeit und zeitnah
verfügbar, jedoch oft im Freitext «versteckt» und ist damit unstrukturiert. «Für die Forschung brauchen wir aber nachvollziehbare Strukturen. (Routine-)Klassifikationen reichen in der Regel nicht.»
Wenn nun aber ein Terminologieserver integriert werde, dann gelinge es, dass sich Forschungsdaten direkt aus Routinedaten erzeugen lassen. Bei Verwendung passender Standards könnten Datenquellen frei kombiniert werden. Terminologieserver würden die Semantik harmonisieren und strukturierte Daten könnten als Grundlage für Machine Learning verwendet werden.
Aktuelles von SwissDRG
Lernende Systeme seien auch die DRG-Klassifikationen wie PD Dr. Simon Hölzer, CEO SwissDRG AG, erläuterte: «Das gilt für SwissDRG, TARPSY und ST Reha. Kostengewichte sind hier keine Vorgaben. Die Tarifwerte werden auf Basis der gelieferten Fallkosten der Spitäler kalkuliert, Zusatzentgelte auf Basis produktbezogener Einstandspreise.» Besondere Sorgfalt erfahren dabei spezielle Indikationen, die das Risiko einer hohen Fallunterdeckung beinhalten. Beispielsweise erfolge daher eine umfassende Analyse aufwändiger Fälle von Tumorboards. Diesbezügliche Abbildungen und Simulationen sind dabei bereits auf Daten von 2021 geprüft worden. Nun findet eine erneute Prüfung mit Daten von 2022 statt mit insgesamt über 150 Analyserechnungen.
Hölzer ging schliesslich auf Highlights der Tarifsysteme TARPSY und ST Reha ein. Beim Ersten sind es der zweijähriger Entwicklungszyklus, der
zu einer Verbesserung der Datenqualität geführt habe, optimierte interne Analysetools und die verbesserte Schweregradlogik T-PSL Patient Severity Levels), worin kleinere Fallzahlen im Fokus stünden, welche sich durch komplexe ICDKonstellationen (Komorbiditäten) kennzeichnen.
Als Highlights bei ST Reha bezeichnete der Referent die verbesserten Datenlieferungen, neue CHOP-Kodes, womit komplexere Patientengruppen besser identifiziert und abgebildet werden können und auch eine fairere Finanzierung der Fälle ermöglichen, sowie die generelle Steigerung in der Abbildungsgüte.
Wertvoll seien schliesslich Webfeedback und Datenspiegel. Kliniken, welche die Daten während des regulären Datenlieferungsfensters liefern, erhalten Zugang zum Webfeedback. So
werden die Kliniken motiviert, Daten rechtzeitig zu senden. Das Webfeedback zeigt auf, wie die Daten pro Klinik für die Systementwicklung verwendet werden konnten. Im Datenspiegel, jeweils im Juni veröffentlicht, werden alle Kliniken (unabhängig, ob die Lieferung rechtzeitig erfolgte oder nicht) aufgeführt. Hier werden deskriptive Statistiken pro RCG ausgewiesen.
Die besten Daten für noch effizientere Prozesse
Datengetriebenes vernetztes Arbeiten führt dank Weiterentwicklungen des erfolgreichen KISIM der CISTEC AG zu mehr Transparenz und schafft eine erstklassige Informationsbasis für optimale Entscheidungen, sei es im Klinikalltag oder für die strategische Planung. «Den Überblick gewinnen lautet das Leitmotiv», betonte Ramona Schär, Teamleiterin Leistungen & Codierung (CISTEC) . Das Unternehmen beschäftigt heute über 225 Fachleute, 2/3 davon in der Entwicklung. Im KISIM wird die Krankengeschichte interdisziplinär geführt – spitalinterne Informationsflüsse werden institutionalisiert.
Neben den bekannten KISIM-Modulen wie die Kurve, Medikation, das Berichtswesen, die Disposition oder das Patienten-Dashboard etabliert sich das KISIM Teamboard zum Standardinstrument – ein touch-optimiertes Wide-ScreenKollaborationsboard für das digitale Spital mit berufsgruppen-spezifischen Ansichten, Filtern und Planungsfunktionen. Damit werden in Echtzeit Patientendaten und -zuteilungen sowie Bettenorganisationen übersichtlich visualisiert und geplant. KISIM Mobile ist schliesslich die ergänzende App für orts- und zeitunabhängigen Zugriff via Phone oder Tablet auf alle wichtigen Patientendaten, sei es als Ärzte- oder Pflege-Version.
KISIM ist zudem ideal gerüstet für weitergehende Vernetzungen und ergänzende IT-Lösungen, denn das Clinical Data Repository in KISIM ist anbieterunabhängig. Die Datenhoheit bleibt dadurch immer beim Spital. Es bestehen klare Qualitätsvorgaben bezüglich klinischen Datenmodel und strukturierter Daten. So ist KISIM heute auch eine geschätzte Grundlage für Künstliche Intelligez.
Keine Angst vor der IS-H-Ablösung
Bekanntlich pflegt SAP sein IS-H bald nicht mehr weiter. Herbert Dürschke, Produktmanagement
IS-H CH SAP, führte jedoch aus, dass es geeignete Nachfolgelösungen gebe, «denn zwei Lieferanten-Konsortien bieten eine Nachfolgelösung an: einerseits Swisscom / COMMON / GITG mit ihrer Neuentwicklung auf Basis S4, andererseits T-Systems / ATSP mit einer Kopie von IS-H, ebenfalls auf Basis S4. Bezüglich des Codierens ergeben sich daraus vier Varianten: Verlagern des Codierprozesses ins KIS, zum Codierarbeitsplatz von Swisscom oder von T-Systems sowie viertens Nutzen des Codierarbeitsplatzes von ID Standalone oder SAP BTP FHIR basiert.»
Relevant dürfte bei der Variantenwahl sein, ob die User den Prozess als klinische Unterstützung
betrachten oder lediglich als administrative Hilfe. ID Suisse jedenfalls ist startklar für eine umfassende und effiziente Nachfolgelösung.
Daten harmonisieren und mehrfach nutzen
Ein weiteres wichtiges Thema ist SpiGes. Dieses eidgenössische Projekt des Bundesamtes für
Statistik zielt darauf ab, die Datenerhebung und -nutzung im Bereich der spitalstationären Versorgung zu vereinfachen. Momentan erheben verschiedene nationale Institutionen Daten mit unterschiedlichen Definitionen zu denselben Themen. Das löst Doppelspurigkeiten und Abweichungen aus – «once only» heisst daher das Gegenmittel. Die Konzeptphase lief bis März
2023; 2024 erfolgt die Einrichtung einer Erhebungsplattform, 2025 die SpiGes-Inbetriebnahme. SpiGes als Pilotprojekt des Programms «Nationale Datenbewirtschaftung» (NaDB) zielt darauf ab, die Datenerhebung und -nutzung im Bereich der spitalstationären Gesundheitsversorgung zu vereinfachen und Doppelspurigkeiten zu vermeiden. SAP und ID arbeiten aktiv im Rahmen von SpiGes zusamme.
Sylvia Wellensiek, Produktmanagement ID EFIX®,Betriebswirtin Management im Gesundheitswesen, erläuterte die zahlreichen Beiträge von ID Suisse in diesem Rahmen und darüber hinaus: Sie bestehen in der Erweiterung der SpiGes-Tabellen für das Servicepack 1 (Herbst 2024), dem grossen Thema «Ambulante Pauschalen», der Entwicklung von Kundenwünschen für die Module Revision und Simulation, dem ST Reha Score Auswertung Modul Cockpit zum Servicepack 1 (ebenfalls Herbst 2024), kompakten Webinaren zu bestehenden und neuen Features, der Umsetzung aller gesetzlichen Änderungen und der neuen Kataloge sowie der laufenden Anpassung von Handbüchern und Neuerungen.
Mehr aus vorhandenen Daten in höchster Qualität zu machen, bleibt die Mission von ID Suisse.
Nächstes Jahr jährt sich die erste Zusammenarbeit mit einem Schweizer Spital (KS St. Gallen) zum dreissigsten Mal. Das verpflichtet. «Die Nähe zu Kunden und Partnern ist uns wichtig»,
unterstrich daher VR-Präsident Dr. Daniel Diekmann. «Deshalb laden wir weiterhin gerne und regelmässig zu Veranstaltungen wie dem jährlichen ID Suisse Day ein, wo wir einen konstruktiven Dialog mit den Fachleuten aus den Spitälern pflegen dürfen.»