Sina Weiss sieht nebst den täglichen Herausforderungen auch grosses Potenzial als junge Ärztin am Ostschweizer Kinderspital: «Ich kann mich persönlich weiterentwickeln und mithelfen, die Notfallversorgung am neuen Standort noch besser auf die Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen auszurichten.»
Für Sina Weiss war schon früh klar, dass sie Kindermedizin praktizieren möchte. Nun steht sie kurz vor Abschluss zur Fachärztin Pädiatrie und arbeitet seit zwei Jahren am Ostschweizer Kinderspital (OKS), seit 1. Juli 2024 als Oberassistenzärztin auf der Notfallstation. Die Entscheidung für die Kindermedizin begründet Weiss mit einem besonderen Reiz: «Kinder kitzeln das Beste und Spontanste aus dir heraus.» Ihre Echtheit und Unmittelbarkeit fasziniert und fordert sie täglich. «Kindern kannst du nichts vorspielen, sie merken sofort, wenn du eine Maske trägst. Diese manchmal schon fast gnadenlose Ehrlichkeit motiviert mich, stets authentisch zu sein und das Bestmögliche aus jeder Situation herauszuholen», erklärt sie. Seit Februar 2024 arbeitet sie auf der Notfallstation, und keine Schicht gleicht der anderen. «Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit – ich weiss nie, was mich erwartet.» Für sie bedeutet das, nie in einen Alltagstrott zu verfallen. Gleichzeitig sei es anspruchsvoll, im hektischen Notfallbetrieb immer wieder eine Brücke zwischen dem eigenen «Alltag» und der Ausnahmesituation, in welcher sich Kinder und Eltern bei Vorstellung auf dem Notfall befinden, zu bilden.
Zwischen Patient, Eltern und Administration
Besonders die Sorgen der Eltern erfordern viel Einfühlungsvermögen. «Es ist für Eltern oft schwer zu ertragen, wenn bei den Kleinsten mehrere, teilweise auch invasive, jedoch wichtige Untersuchungen in kurzer Zeit durchgeführt werden müssen», sagt Weiss. Sie legt grossen Wert darauf, die Eltern in den Prozess einzubinden und sie möglichst zeitnah über Untersuchungsresultate, allfällige Wartezeiten und das weitere Vorgehen zu informieren. Nebenbei nehmen auch administrative Aufgaben wie etwa die Dokumentation, Anmeldungen von Untersuchungen oder die Abstimmung von unterschiedlichen Diagnostikschritten einen grossen Teil der Arbeit ein. «Ich wechsle sehr oft vom Behandlungszimmer ins Büro, um die erbrachten Leistungen umgehend im System zu erfassen, damit ich diese nicht am Schichtende nachtragen muss.» Öfters gelingt das nicht und es entstehen Überstunden. Dies tangiere regelmässig auch das Privatleben, gibt sie zu: «Man muss Abstriche machen und gleichzeitig lernen, wann es wichtig ist, sich abzugrenzen und auf sich selbst wie auch auf seine Nahestehenden zu achten.»
Zukunft in der Ostschweiz
Nach ihrem Staatsexamen 2018 an der Universität Zürich arbeitete sie während einem Jahr in einem Lokalspital in Heiden in der Abteilung für Innere Medizin. Die nächste Anstellung führte sie für zwei Jahre ins Kinderspital Luzern, bevor sie im September 2022 ins Ostschweizer Kinderspital wechselte. Sie kam gerne zurück in ihre Heimat und zurück ans Kinderspital, wo sie schon während ihrer Studienzeit als Unterassistentin «durchs Band supergute Erfahrungen» machen durfte. Weiss ist im Thurgau am Untersee aufgewachsen und fühlt sich daher nach vorübergehender Abwesenheit mit der Ostschweiz stark verbunden. «Der Bodensee hat eine besondere Bedeutung für mich. Er beruhigt und lässt mich Gedanken ordnen.» Ihre weiteren Karriereschritte plant sie am OKS. Hier möchte sie ihr Fachwissen in der Notfallmedizin vertiefen. Demnächst wird sie ihren Facharzt abschliessen und im Anschluss den Schwerpunkt Notfallmedizin anstreben. Trotz der hohen Arbeitsbelastung und den allgemeinen Schwierigkeiten in der Personalplanung empfindet sie das Arbeitsklima im Team als sehr positiv.
Vorfreude auf den Neubau
Sina Weiss freut sich auf das neue Kinderspital, das im zweiten Quartal 2026 auf dem Campus des Kantonsspitals St. Gallen bezogen wird. Sie ist Mitglied des LEAN-Projektes, das die Abläufe im neuen Gebäude optimieren soll. Sie sieht der Einbezug des Fachpersonals aus diversen Disziplinen als grosse Chance. «Ich finde es super, dass wir die Abläufe in den neuen Räumlichkeiten aktiv mitgestalten können.» Die unmittelbare Nähe zum Kantonsspital betrachtet sie als grossen Vorteil: «Für die Patienten werden die Wege kürzer und das medizinische Personal kann enger zusammenarbeiten.» Sie nennt ein konkretes Beispiel: «Heute müssen wir die Patienten und Patientinnen für Spezialkonsilien ins Kantonsspital schicken und sehen sie dann oft nicht mehr, da sie direkt nach Hause gehen. In Zukunft können die Spezialisten zu uns kommen und wir haben die Möglichkeit, die Untersuchung mitzuverfolgen und dabei von ihnen zu lernen.»